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Wer war das?

  • Autorenbild: Cécile Abati
    Cécile Abati
  • 16. Feb.
  • 2 Min. Lesezeit

Die Sonne drückt sich durch die Wolken, es windet, es ist kalt. Ich nehme mein Telefon in die Hand. Ist mein Lohn bereits angekommen? Ich öffne die App, mein Gesicht wird gescannt. Lohn nicht da. Und mir fehlt Geld. Ich spüre, wie sich das Adrenalin wie Ameisen über meinen Körper ausbreitet, meine Hände zittern. Irgendjemand hat mich um 800 Franken betrogen, mein Konto gehackt, meine Karte geklaut? Ich tippe schnell, google, rufe meine Bank an. Hallo, ich brauche Hilfe. 800 Franken wurden mir abgezogen, ich möchte wissen, von wem. Ich identifiziere und verifiziere mich in sieben Schritten, nenne mein Geburtsdatum, mein erstes Haustier, mein letztes Haustier, meine Adresse und gefühlt noch die Details aus der Geburtsurkunde, bevor ich Auskunft bekomme. Ich beantworte brav alle Fragen, drücke das Telefon gegen mein rechtes Ohr und meine kalte Wange, und mit der linken Hand schirme ich den Wind ab. Ich stehe an der Ampel. Es wird grün.


Nach etwa zwei Minuten erfahre ich von der Stimme auf der anderen Seite des Telefons, dass der Betrag von Viseca abgezogen wurde – meine Kreditkartenrechnung war das. Sie ist nicht dafür zuständig, aber sie leitet mich gerne weiter. Ich nicke, bedanke mich, Musik ertönt, und ich lege auf. Ich stolpere beinahe, als ich über die Strasse gehe, und muss laut lachen. Ich dachte, ich wurde betrogen, jemand habe sich an mein Geld rangemacht – dabei war das ich ganz alleine. Flüge und Möbel über meine Kreditkarte gekauft. Ich lache weiter. Ich kann nicht glauben, dass ich gerade meine Bank angerufen habe, weil ich dachte, ich werde abgezockt, dabei war ich es selbst mit meiner Kreditkarte. Ich muss nochmals lachen. Ich stecke Kopfhörer in meine kalten Ohren und steige in den Bus ein.

 
 

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