Bombenstimmung
- Cécile Abati
- 8. Jan.
- 2 Min. Lesezeit
Ich stopfe mir gerade die kleinen, feinen Schokoladenplättchen eines Schokoladenproduzenten aus der Schweiz in den Mund, den man eigentlich nicht mal unbedingt unterstützen sollte. Aber man rettet, was man retten kann.
Vor ein paar Stunden schaute ich auf mein Handy und dachte, es sei ein schlechter Witz: Wir müssen morgen um 09:00 Uhr aus der Wohnung sein. Sie haben eine 250 Kilogramm schwere Bombe aus dem 2. Weltkrieg gefunden. Mein Herz machte Extraschläge. Die Deutschen um mich herum meinten nur: "Ja, das kann schon mal vorkommen." Meine innere Schweizerin war beunruhigt.
Ich packte meinen Rucksack, liess ein paar Dinge im Büro liegen. Ich muss nach Hause, ich muss waschen, ich muss packen. Ich muss gehen. In der Wohnung traf ich meinen Mitbewohner an. Er war relativ ruhig, ich aufgekratzt. "Ja, das kann mal passieren. Nimm ein paar Kleider mit und deine Medizin," sagte er. Ich drückte meine schwarze Wäsche bei 40 Grad in die Waschmaschine – ich brauche Unterhosen. Absurderweise setzte ich mich danach wieder an meinen Schreibtisch, arbeitete weiter, hängte meine Wäsche auf und ging zwei Stunden später zu unserer Weihnachtsfeier. Ein etwas überteuertes Buffet, dafür mit geringer Auswahl. Der Abend verlief, als wäre nichts passiert. "Ja, das kann mal passieren."
Ich verabschiedete mich nach dem letzten Spiel und esse jetzt alle Schokolade – wer weiss, was morgen ist. Und man möchte ja auch nicht, dass die Schokolade schlecht wird, falls man ein paar Tage nicht nach Hause kann. Absolut übertrieben packe ich meinen Koffer mit Kleidung und Proviant für eine Woche. Mein Mitbewohner nimmt eine extra Unterhose mit. Ein Buch für alle Fälle.
An dieser Stelle muss ich mich um meinen Joghurt kümmern. Bis morgen.