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Was man von hier aus hören kann

  • Autorenbild: Cécile Abati
    Cécile Abati
  • 22. Okt. 2023
  • 2 Min. Lesezeit

Lautes Gebrüll reisst mich aus meinem Schlaf, ich öffne das Fenster, strecke meinen Kopf in die eiskalte Luft hinaus und versuche herauszufinden woher das Gebrüllt stammt. Ich sehe nichts. Ich schliesse das Fenster, tippe auf mein Handy, es ist 04:00 Uhr morgens. Da ist das Gebrüll wieder. Ich reisse das Fenster erneut auf schaue nach links, schaue nach rechts und erblicke meine Mitbewohnerin auf dem Balkon, auch sie hat das Gebrüll aus dem Schlaf geholt. Ich gehe noch fast im Halbschlaf zu ihr rüber und betrete mit meinen nackten Füssen den kalten Balkonboden und da ist er. Leicht nach unten rechts versetzt auf dem Balkon des Hotels neben uns sitzt er und ruft lauthals aus. Meine Mitbewohnerin und ich schauen uns an und sie ruft, nach ein paar weiteren lautstarken beleidigenden Kommentaren, die Polizei an. Etwa zwei Minuten vergehen und da steht das orange blinkende Auto vor unserem Haus. Meine Mitbewohnerin in Pjyamahosen, T-shirt und Pantoffeln, ich gefühlt in allem, was ich noch abgreifen konnte zum Schutz vor der eisernen Kälte, gingen wir vor die Haustür, um der Polizei die Situation zu schildern. Der schreiende Mann auf dem Balkon meint er müsse morgen zum Genfersee, Genf ja, das sei sein Ziel. Wäre er doch nur schon dort. Das Hotel gab der Polizei an, dass dieses Zimmer nicht zu ihrem Hotel gehöre und uns gaben sie an, dass alles ganz ruhig war. Ist das ein neues geheimes Hotel, ein Teil des Hotels neben uns, für welchen sie sich schämen oder woher kommt der laut schreiende Mann auf dem Balkon?


Wir unterhalten uns kurz mit dem Polizisten und meine Mitbewohnerin erzählt ihm, dass der Mann sie angeschrien habe und meinte "Sei ruhig du Prostituierte" als sie ihn gebeten hatte ruhig zu sein. Der Polizist zögerte nicht lange und meinte nur "Um fair zu sein, Sie hätten auch eine Prostituierte sein können". Meine Mitbewohnerin und ich schauen uns an, kennt der Polizist sich einfach zu gut in dieser Gegend aus oder wurde sie gerade wegen ihren pink farbenen Pjyamahosen und den flauschigen Pantoffeln als Prostituierte bezeichnet? Wir müssen etwas lachen und der schreiende Mann auf dem Balkon ist verstummt. Erstaunlich ist, dass wir angeblich als einzige davon wach wurden, die Fenster rund um uns herum blieben dunkel und der Nachbar der letztens versucht hat, eine Person aus ihrem Drogenrausch mit der berühmten hämopathischen Heilmethoden dem Kübel mit eiskaltem Wasser in die Realität zurückzuholen, blib auch ganz still und trocken.


Wir verabschiedeten uns von dem Polizisten, krochen zurück in unsere Betten, genossen die Ruhe und lagen für die nächsten drei Stunden wach im Bett.

 
 

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