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Gärten und ihre Zäune

  • Autorenbild: Cécile Abati
    Cécile Abati
  • 30. Juli 2023
  • 2 Min. Lesezeit

Neben den herumknutschenden Pärchen breitete ich mein blaues Badetuch im Botanischen Garten aus, befreite meine Füsse von den zu warmen Turnschuhen und klappt meinen Laptop auf. Ich las meine Notizen durch, ging die Papers, die ich schon gelesen hatte, nochmals durch, in der Hoffnung eine spontane Eingebung zu haben und ein brillantes Konzept für meine Masterarbeit zu entdecken. Ich kam etwas weiter in der Planung, aber dann meldete sich mein Hunger und die Kopfschmerzen fanden ihren Platz wieder. Ich klappte meinen Laptop zu, stopfte mein blaues Badetuch in meine Stofftasche und spazierte durch den Botanischen Garten, vorbei an den ersten Dates, den älteren Damen, den lesenden Personen, den Pflanzen bestaunenden Touristen. Wunderschöne Fassaden zu meiner linken und rechten Seite, die Sonne fand ihren Weg durch die Bäume, der Sommer fand zu uns zurück. Nach meinem lebensrettendem Brot und Entspannungsbadesalz gegen Kopfschmerzen Einkauf im überfüllten Coop an einem Sonntag, machte ich mich auf den Nachhauseweg. Da stand sie. Ihre kleinen Hände umklammerten den Gartenzaun des Kasernenareals, ihr dunklen Knopfaugen fokussierte mich und ihr Brabbeln drang durch meine AirPods, wir schauten uns an und verstanden uns auf Anhieb. Miriam ist etwa 1.5 Jahre alt, sie erklärt mir ihre neuen Turnschuhe, weist mit den kleinen Fingern auf ihren Bruder, das ist zumindest das, was ich aus ihrem Brabbeln schliesse. Ich antworte auf Schweizerdeutsch, gemischt mit einem Versuch von Brabbeln. Wir verstehen uns. Unsere beiden braunen Augen strahlen sich gegenseitig an, wir unterhalten uns über den Zaun hinweg, schwingen unsere beiden braunen/schwarzen Haaren hin und her. Wir umklammern nun beide den Gartenzaun und teilen unsere Begeisterung für Hunde, da werden wir beide ganz euphorisch. Nach ein paar Minuten stellt sie mir ihren Vater vor, wir stehen nun zu dritt am Gartenzaun, wir teilen keine gemeinsame Sprache, doch wir verstehen uns ganz klar. Wir schauen gemeinsam Ausschau nach Hunden, winken vorbeifahrenden Autos zu, stellen uns gegenseitig unsere Turnschuhe vor und schauen ganz erstaunt nach dem festen Umklammern unsere schmutzigen Hände an. Darauf schlagen wir ein. Wir verquatschen uns eine gute Viertelstunde, ich vergesse dabei schon fast meinen Hunger und meine Kopfschmerzen. Schweren Herzens verabschiedeten wir uns im Wissen, dass wir uns bestimmt bald wieder am Gartenzaun des Kasernenareals treffen würden, um uns den neusten Tratsch und Klatsch aus der Stadt zu erzählen.



 
 

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