An einem neuen Ort ankommen, wo die Nachbarn ständig kommen
- Cécile Abati
- 20. Feb. 2023
- 1 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 26. März 2023
Etwa neun Kleidersäcke gespendet, allerlei irdischen Gerümpel entsorgt, verpackt, umgepackt und eingetütet, aufeinander gestapelt, in den Laster rein, aus dem Laster in den 3. Stock getragen, ausgepackt, die Kisten ausgeräumt und die wenigen Möbel aufgestellt. Mein Auszug von zu Hause zusammengefasst in sehr wenigen Worten. So schnell wird man erwachsen.
Mein Zimmer war so klein wie erwartet (10 Quadratmeter, motivierend zum Ausmisten und minimalistisch leben), der Ausblick aus meinem Zimmer war hingegen grösser als erwartet, behaart und etwas älter. Hat sich herausgestellt, das Haus direkt gegenüber von mir ist eine Kontaktbar, eine Disco, ein Hotel und laut Google auch ein Comedyclub (vielleicht ein FKK Comedyclub). Ironischerweise heisst die Kontaktbar gleich wie mein iPhone, Chili. Augen auf bei der Namensgebung. Am Abend kann ich Strom sparen, denn das farbige LED Licht beleuchtet mein Zimmer abwechslungsweise in einem verführerischem Rot, kühlem Blau und einem zarten Violett. Alternierend verschiebe ich mein Bett 50 Zentimeter einmal an die linke und einmal an die rechte Wand. So viele Optionen. Wo möchte ich am Morgen beim Aufwachen hinschauen?
Ein paar Tage vergehen, das Einleben fällt leicht, die Mitbewohner:innen schlürfen mit mir Kaffee, kochen mit mir koreanische Gerichte, gemeinsam verdrücken wir Vanilleeis mit heisser Schokoladensauce (nehme meine Aussage zurück, dass dieser Dessert überbewertet ist), starren gemeinsam das Programm von Netflix an, entsorgen Glas, unterhalten uns, werden ein neues zu Hause.